Es gibt vor jeder größeren Reise, und das ist so eine Studienfahrt nun doch schon mal, auch wenn man nur von Montag bis Freitag unterwegs ist, immer wieder das Problem, dass man nicht so recht weiß, was in den Koffer oder die Reisetasche kommt und was draußen bleiben muss.
Bei manchen Dingen wird man recht schnell sagen können: "Das muss mit.", während der Status von vielen anderen Sachen schwierig zu beurteilen ist. Zu der erstgenannten Gruppe gehört in unserem Fall, da es sich um eine politische Studienfahrt handelt (Besuch in verschiedenen bundespolitischen Einrichtungen), der Lichtbildausweis, damit man nicht für einen extremistischen Gotteskrieger gehalten wird, da man es ja eventuell am frühen Morgen nicht geschafft hat, sich zu rasieren - Muss ich den eigentlich mitnehmen? Und schon fängt die Misere an: will man wirklich einschlägigien Politikeren, bekannt aus den Nachrichten im Fernsehen und aus dem Radio oder der Zeitung in einer kurzen Hose gegenüberstehen und sich mit ihr über die großen weltpolitischenThemen unterhalten? Wie kommt es wohl an, wenn alle um einen herum Anzug und Krawatte tragen und man selbst im T-Shirt mit einem womöglich unpassendem Aufdruck - man denke nur an die 10er-Abschluss-Oberteile - auf dem Berliner Parkett aufläuft. Das könnte doch sehr interessante Züge annehmen. Also doch wenigstens angemessene Kleidung einpacken, worunter man sicherlich eine lange Hose und ein mittelprächtiges Hemd verstehen kann. Badelatschen im Bundestag - geht ja gar nicht! Wenigstens Turnschuhe - Danke Joschka.
Wie sieht es mit Bettwäsche aus? Naja, ich denke mal, dass selbst in der Juhe die Bettwäsche gestellt wird, also das erwarte ich schon von unserer Unterkunft. Bei Handtüchern wiederum bin ich mir nicht ganz sicher, also doch vorsichtshalber mal noch ein kleines Handtuch ins Gepäck. Fotokamera? Ach was, jedes Handy heutzutage macht bessere Bilder als meine olle Digitalkamera. Ladekabel, ganz,ganz wichtig. Zahnbürste und Co sind sowieso dabei, war's das also schon? An und für sich reicht das doch schon aus, um im Großstadtdschungel zu überleben. Ok, das ein oder andere Kleidungsteil sollte man vielleicht doch noch einpacken, wenn man seinen Nebensitzern im Bus auf der Heimreise nicht ein geruchliches Erlebnis der besonderen Art antun will. So groß muss die Tasche also nicht sein. Was aber wenn man sich noch sportlich betätigen will. Zum Beispiel Berlin joggend zu erkunden, so wie ich das vorhabe. Tja, dann muss man sich doch nach einer größeren Tasche oder einem ausgewachsenen Koffer umschauen. Schließlich ist es ziemlich nervig, sich um drei Taschen zu kümmern. Also doch der große Koffer, dann kann man auch mal noch was größeres für die Daheimgebliebenen verstauen.
Die Vorfreude steigt, der Koffer ist noch nicht gepackt, der Bus ist kurz vor der Abfahrt - das gleiche Gefühl wie immer: irgendetwas habe ich vergessen. Nur was? Sechs Stunden Busfahrt mit einer einzigen Frage im Kopf und keine Antwort gefunden. Hinterher ist man immer schlauer, so wie meine Frau, die mit einer gezerrten Wade aus dem Schullandheim zurückgekommen ist, und die Salbe nicht dabei hatte. Zum Glück fahren wir nicht in die Berge, sondern nur nach Berlin.
D. Doll
